e.a.richter - 7. Feb, 21:06

Vaterglück

Es geht auch so: daß die Söhne, denen man
das reihenweise Frauenherzenbrechen zubilligen würde,
sich sehr schnell gebunden haben
und viel zu sehr zupflastert sind mit Berufs- und Familienpflichten,
was sich gegenseitig aufschaukeln kann,
weshalb sie auch nicht im leisesten auf die Idee kommen würden,
auch nur einen Seitenblick zu wagen,
auf schimmernde Beine, Haare im Anflug, Augenträume
was einem dann doch immer sehr zu denken gibt,
vergleichsweise mit den eigenen Zickzack-Biographie,
in der die dummen Gänse gar nicht vorkamen.
Diese allerdings treten dann manchmal
aus dem Dunstkreis von Kindesmüttern in den Vordergrund,
mit unscheinbarem Gelächter, auch lächerlichen Forderungen,
was wiederum kein so gutes Licht
auf die Motive der Söhne bei der Frauenwahl wirft:
Konkurrenz, Exotik, Bequemlichkeit, Wetterunbilden...
In keinem Fall würde ich den Namen Sexton erwähnen wollen,
keine Dickinson, keine Doolitte, das wäre ein Sphärenmißgriff -
alles mit i- hingegen erzeugt wohligen Technikjubel.
Wem sie heimlich die Schuld geben, wüßte ich nicht.
Offenkundig sind sie entweder nachgiebig,
unterwürfig oder spitz, familienfixiert, beruflich abwesend.
Schon lang nicht mehr ganz Körper, aus sich selbst
herangewachsene, die darin aufblühen; oder schon wieder
Körper, aber keine so unverschämt jungen mehr,
daß sie ein blitzschnelles Abenteuer, ein mexikanischer Hauch,
ein Anruf von der Côte d'Azur von ihren Monitoren
weglocken würde. Ein Schritt zu viel, und das Gebilde,
das ihren männlichen Leben Gewicht und Form gibt,
zerbräche in Hast, Bekenntniszwang, Abschwörung, Scheu

(Dienstag, 7.2.2012, 20.55)

PS: Ich wollte eigentlich nur ein paar Zeilen schreiben, aber es sind dann doch mehr geworden.

Weberin - 8. Feb, 10:17

wie schön, e.a., ich finde das ist sowieso das schönste an gedichten, an prosa, an poesie, wenn sie zum sprechen auffordert, zum widerspruch, zur eigenen rede.
ich freue mich sehr, dass es ein paar mehr zeilen geworden sind.

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