Montag, 20. Oktober 2008

Ein Mann (16)

Es gibt einen Mann. Er hasst mich.
Er trägt einen Geigenkoffer wie andere ihr Schicksal
Er weiß nicht wie man eine Geige hält
Das ist kein Wunder
Eine Geige ist weiblich
Und mich hat er auch nicht halten können
Komm setz Dich zu mir
Sagt der Mann
Und wir steigen in seinen Geigenkasten
Wir stechen in See
Aber wir werden seekrank
Weil die Fische die Geige hören wollen
Fidel für uns
Jetzt spiel schon
Sagen sie
Stumm wie ein Fisch
Schreien sie uns an
Und da steht der Mann
An einer violetten Ampel
Mit dem Geigenkasten unterm Arm
Ein paar Tropfen fallen auf seine schwarzen Schuhe
Von denen ein bunter Fisch lächelt
Der Fisch zwinkert mir zu und flüstert
Er hasst dich.
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Freitag, 17. Oktober 2008

Ein Mann (21)

Es gibt einen Mann. Er hasst mich.
Ich rette Regenwürmer
Er sagt
Wasch Dir die Hände
Ich bestelle Salat
Er nimmt den nächsten Zug
Er liebt Bahnhöfe
Er glaubt Höfe kommt von Hoffnung
Und dass er nur in den richtigen Zug steigen muss
Um dorthin zu kommen
Versuchs doch mal mit einem Berg
Sage ich
Ich meine das Steigen
Aber das ist ihm zu hoch
Er nimmt einen Schal
Und bildet sich ein
Dass er sich das Leben
Nehmen könnte
(als hätten andere das nicht längst getan)
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Ein Mann (12)

Es gibt einen Mann. Er hasst mich.
Er sticht mit seinem Regenschirm
In die verständnisvollen Wolken
Die ich vor ihm hertreibe
Wie ein Rudel Wölfe
Das um sein Leben läuft
Weil hinter jedem Baum
Ein Rotkäppchen hockt
Dass mit Blumen wirft
Die sich unversehens in Steine verwandeln
Die schwer im Magen liegen
261mal gelesen

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Ein Mann (02)

Ich stehe am Fenster
Ich brauche keinen Grund am Fenster zu stehen
Ich denke daran dass es einen Mann gibt
Der mich hasst
Weil mich zu hassen viel einfacher ist
Als auf den Händen zu gehen
Aber vielleicht gibt es diesen Mann gar nicht
Den ich da vor mich gestellt habe
Ein Meter Achtzig groß
Aus Pappmache
Möchtest Du auch einen Kaffee
Frage ich ihn
Bevor er antworten kann
Klingelt das Telefon
Es ist für ihn
Er hebt ab
Ich stehe am Fenster
Und sehe wie er abhebt
Er redet nicht über mich
Er denkt nicht einmal an mich
Er hebt einfach ab
Und lässt sich treiben
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Mittwoch, 8. Oktober 2008

Schneewittchen

Schneewittchen glaubte an Märchen
die ihr niemand erzählte
weil außer dem Spiegel
keiner mit ihr sprach

Sie pflanzte Rosen an
weil sie hoffte
so könnte sie der Prinz für Dornröschen halten

Aschenputtel für sieben Kleinwüchsige
zu spielen
schien ihr nicht erstrebenswert

wer will schon den Frühling abwarten
wenn die Lust auf Liebe in den Winter schneit
und in Schneewittchens Gesicht
war immer Winter
weiß wie Schnee
aber mit drei Tropfen Blut
wenn das keine Drohung war

Aber sie glaubte ja an Märchen
so sehr
dass sie Frösche küsste
und niemals vom Weg abkam
um Blumen zu pflücken
und nicht mit ihrem Spiegel sprach
dem einzigen
der ihr wirklich etwas zu sagen gehabt hätte
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Donnerstag, 2. Oktober 2008

...

Tot sein war leicht mit dir
Leben spielen auch
Wir waren gut im
So tun als ob

Du hellwach
Ich mausetot

Du hast die Rahmen
an die Wand gehängt
und ich sollte Bilder rein malen
Bilder von dir
Bilder nach deinem Geschmack

Wenn uns langweilig wurde
Brachtest du mich zum Weinen
Nur um mich trösten zu können

Du hast die Teller zerschlagen
um mir zu zeigen
wie man sie richtig zusammensetzt

Du hast mir ein schlechtes Gewissen geschenkt
damit du es mir vergeben konntest

Nur aufgeweckt hast du mich nicht
das hat das Gesicht im Spiegel gemacht
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