Gestern als ich durch den Schnee lief
Und im Gehen einen Brief an Brodsky verfasste
Spürte ich wie es meine Schritte veränderte
Als ich mich entschloss
Die Gedanken loszulassen
Für Momente war es beinahe
So als könnte ich glauben
Ich würde nicht am nächsten Morgen dasitzen
Und versuchen sie zurückzuholen
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"Wenns kalt ist, sind die Träume länger, konkreter."
(Joseph Brodsky)
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Fünf Uhren habe er sich gekauft, erzählt er, er erzählt es in allen Einzelheiten, wie einer dem Zeit nichts bedeutet. Fünf Uhren habe er dann mit dem letzten Bus nach Hause getragen und aufgestellt, rings um seinen Arbeitsplatz herum, bis auf die Fünfte, die mit dem blauen Ziffernblatt habe er ins Schlafzimmer gestellt, weil er dachte, das Blau würde ihn beruhigen. Er erzählt von den Uhren, davon wie ihre hakenden Sekundenzeiger gemeinsam üben in seiner Abwesenheit, davon wie er die Zeit auf einer der Uhren um eine Stunde vorstellt, nur damit er sich nach dem Schreck, dass die Zeit so schnell vergeht, erleichtert sagen kann, sie geht ja vor, diese Uhr geht ja vor, es ist noch gar nicht so spät. Von seiner Verehrung für Rembrandt erzählt er, und dass er ihn in jedem Buch erwähnen muss, dass er ihn vielleicht darum so verehrt, weil er die Menschen, die er liebte schlafend gemalt hat. Und egal wovon er erzählt, von der weißen Gabel mit der er Oliven ißt, und wie er seinen Schlaganfall nicht ernst genommen und fast gar nicht bemerkt hat, oder von der Aufregung und Nervosität beim Schreiben, aber auch von der Ruhe eines vollkommen aufgehobenen Moments, immer erzählt er davon, dass keiner stirbt, dass es Zeit nicht gibt, man muss nur immer besser werden, immer besser schreiben, damit sich die Zeit um den Schreibenden herum versammelt und nicht mehr weiter geht.
Er erzählt es wie jemand, der genau die Reihenfolge der Wörter kennt und die Stelle an denen sie sich wiederholen, weil ihm die Zeit nichts bedeutet, weil er sie anhalten kann.
Am 19. Februar in Essen ist genau das passiert. Während Peter Kurzeck erzählte, gab es keine Zeit, was da weitergegangen ist, waren nur die dummen kleinen Zeiger der Uhren.
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15.
Wie gut er die Zeit im Blick hat
Wenn er auf das zweifelnde Grau
Vor dem Fenster sieht
Was ist schon ein Blick
Denkt er
Wenn sich sonst nichts dazu legt
Meine Falten werden tiefer
Sagt er sich
Aber sie sind wie dieser Blick
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14.
Wenn ihm eine Gedanke gefällt
Wirft der Mann ohne Namen
ihn den Vögeln zum Fraß vor
In Worten wie Tageslicht
Liegt ein trügerischer Frieden
Die Nachbarin sagt
Dass die Tage jetzt wieder länger werden
Und er tut als wisse er genau
Wovon sie spricht
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"... this is what poems are:
with mercy
for the greedy,
they are the tongue´s wrangle,
the world´s pottage, the rats star"
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13.
Der Mann ohne Namen hat Erwartungen
Die halten sich die Waage mit der Dunkelheit
Er hat Erinnerungen die werden stärker
Je mehr er sich zu vergessen bemüht
Er schreibt Briefe an die Vergangenheit
Und vergräbt sie im Schnee
Manchmal hat er Glück
Und wenn Tauwetter kommt
Füttert eine Katze
Ihre Mäuse
Mit seinem Brief
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12.
Wenn es hier Milchmänner gäbe,
denkt der Mann ohne Namen manchmal
die morgens die alten Flaschen mitnehmen
und frische Milch auf die Schwelle stellen
bräuchte ich keine Gebete
Nachmittags würde ich starken Kaffee kochen
Ich tränke ihn vor dem Standbild meiner Tante
Es ist aus Pappe und ich würde ihr zuprosten
Heute Abend werde ich zwei leere Flaschen vor meine Haustür stellen
Und wenn sie morgen früh fort sind
Verspricht der Mann ohne Namen seinem Gott
Glaube ich an dich
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