Mutterglück

Manchmal stelle ich mir vor
wie meine Söhne reihenweise Frauenherzen brechen
und ich kein Mitleid empfinde
mit den dummen Gänsen
die einen Hund an der Leine halten
und nicht genügend Geld haben um ihren Kaffee selbst zu bezahlen

Wenn sie Zahnschmerzen bekommen
begleitet sie niemand zum Zahnarzt
nicht einmal ein Gedicht von Anne Sexton
weil sie ganz Körper sind
und viel zu jung
um irgendetwas zu begreifen
das die Nerven beruhigt

Sie geben mir die Schuld an allem
und ich trage frischgebügelte Blusen
So glücklich war ich schon lange nicht mehr.
537mal gelesen
testsiegerin - 5. Feb, 11:20

böse, böse ;-)

die freundinnen meines söhnes ... wenn es mal welche gibt ... werden sich darüber freuen, dass er ihre bücher nach größe und farben sortiert, die roten blusen nur mit roten wäscheklammern befestigt werden, er wird ihre blusen bügeln und die erdäpfel fürs erdäpfelgulasch selber ernten... und ich werd die schultern zucken und sagen: ich kann nichts dafür.

elke66 - 5. Feb, 11:21

:-).
Der Rudi (Gast) - 5. Feb, 11:26

Ich mag das Gedicht auch...
A=K (Gast) - 5. Feb, 11:23

Ich mag das Gedicht. Es ist ein großes und
Anne Sexton steht nicht umsonst da

elke66 - 5. Feb, 11:24

danke sehr.
ich mag es auch.
irgendwie.
Weberin - 5. Feb, 14:18

Erstaunlich; sechs Leute haben das Gedicht 21 mal gelesen.

frauminsk - 5. Feb, 14:47

ohh, dein gedicht hier seh ich eben erst. was für ein thema!

du wirst es nicht glauben, genau sowas beschäftigt mich momentan auch. darum gehen die buben möglicherweise in dieser phase auch eher bedingt zum zahnarzt :-)

das mutterglück ist eben sehr geschmeidig.
Weberin - 5. Feb, 15:58

im gedicht ist ja von den freundinen der buben die rede, wenn es um den zahnarztbesuch geht.
mütter machen das glück geschmeidig, oder?
anna (Gast) - 7. Feb, 17:10

"ganz koerper sein", find ich ja zum kotzen, du.

Weberin - 8. Feb, 10:14

wunderschöne fotos da drüben bei dir, anna.
e.a.richter - 7. Feb, 21:06

Vaterglück

Es geht auch so: daß die Söhne, denen man
das reihenweise Frauenherzenbrechen zubilligen würde,
sich sehr schnell gebunden haben
und viel zu sehr zupflastert sind mit Berufs- und Familienpflichten,
was sich gegenseitig aufschaukeln kann,
weshalb sie auch nicht im leisesten auf die Idee kommen würden,
auch nur einen Seitenblick zu wagen,
auf schimmernde Beine, Haare im Anflug, Augenträume
was einem dann doch immer sehr zu denken gibt,
vergleichsweise mit den eigenen Zickzack-Biographie,
in der die dummen Gänse gar nicht vorkamen.
Diese allerdings treten dann manchmal
aus dem Dunstkreis von Kindesmüttern in den Vordergrund,
mit unscheinbarem Gelächter, auch lächerlichen Forderungen,
was wiederum kein so gutes Licht
auf die Motive der Söhne bei der Frauenwahl wirft:
Konkurrenz, Exotik, Bequemlichkeit, Wetterunbilden...
In keinem Fall würde ich den Namen Sexton erwähnen wollen,
keine Dickinson, keine Doolitte, das wäre ein Sphärenmißgriff -
alles mit i- hingegen erzeugt wohligen Technikjubel.
Wem sie heimlich die Schuld geben, wüßte ich nicht.
Offenkundig sind sie entweder nachgiebig,
unterwürfig oder spitz, familienfixiert, beruflich abwesend.
Schon lang nicht mehr ganz Körper, aus sich selbst
herangewachsene, die darin aufblühen; oder schon wieder
Körper, aber keine so unverschämt jungen mehr,
daß sie ein blitzschnelles Abenteuer, ein mexikanischer Hauch,
ein Anruf von der Côte d'Azur von ihren Monitoren
weglocken würde. Ein Schritt zu viel, und das Gebilde,
das ihren männlichen Leben Gewicht und Form gibt,
zerbräche in Hast, Bekenntniszwang, Abschwörung, Scheu

(Dienstag, 7.2.2012, 20.55)

PS: Ich wollte eigentlich nur ein paar Zeilen schreiben, aber es sind dann doch mehr geworden.

Weberin - 8. Feb, 10:17

wie schön, e.a., ich finde das ist sowieso das schönste an gedichten, an prosa, an poesie, wenn sie zum sprechen auffordert, zum widerspruch, zur eigenen rede.
ich freue mich sehr, dass es ein paar mehr zeilen geworden sind.

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