Sonntag, 28. Dezember 2008

Ankommen

Du wirfst sie mir vor die Füße
Die kristallklaren Sehnsuchtspartikel
Und da rollen sie vor mir her
Wie bunte Murmeln
So leuchtend
So durchsichtig
Als würde es sie wirklich geben
So wie dich und mich
Wie die dunklen Wolken über uns am Himmel
Wie das scharfe Messer mit dem du immer wieder mein Herz umkreist
Und ich lasse es geschehen
Als hätte die Sehnsucht keinen anderen Namen als deinen
Als wären wir allein auf der Welt
Und nicht nur Gast dieses Tages

Ach dieses Sehnen in meinem Blick
Das ich mir nicht aus den Augen wischen kann
Ich taumle durch den blinden Fleck zwischen gestern und morgen
Irgendwo da draußen bist du
Streckst deine langen Finger aus nach mir
Unser Aufeinanderzulaufen in den haarlosen Momenten
Wie seltsam das ist
Diese Worte hinunterzuschlucken
Die nichts mehr wert sind
Weil sie nicht rechtzeitig ausgesprochen wurden
Hängen an einer Tränenspur
Der Vergangenheit
Nicht um das Glück zu finden sind wir hier
Und irgendwann merken
Der Text besteht nur noch aus Klammern
Als könnte man sein Leben bereisen
Die Zukunft hinter sich lassen
Und jeden Moment ankommen
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Montag, 22. Dezember 2008

Wie ich dich endlich doch noch verloren habe

Auf einmal hatten wir das Winken mit den Augen verlernt
Als hätten wir es nie gekonnt
Da war nur noch ein durchschaubarer Rest
Ein Schulterzucken
Ein Nichtverstehen
Wo das Geheimnisvolle geblieben ist
Da sind immer noch diese Augen
Da ist ein restlos unveränderter Blick
Der nichts berührt wenn er sich mit meinem Blick kreuzt

So viele Nächte bin ich zum Mond gelaufen
Habe die Worte gesucht
Die Gesten die dich erreichen
Damit du wiederkommst
Damit du immer wiederkommst
Und ich Trost schöpfen konnte
Aus deinem Atem
(wie fern er auch sei)
Selbst die roten Ameisen habe ich gefragt
Ob du mich liebst
Ich nahm deine Sätze mit mir wenn ich ging
Um nicht einen Wimpernschlag zu vergessen

Und an den Tagen tanzte ich auf deinen Blicken
Die Zeit lief auf unseren Sohlen
Und unsere Blicke immer himmelwärts
Als wir noch an den Abgrund glaubten
Der die Lüge von der Wahrheit trennt
Die Geschichte vom Märchen
Und unsere Angst alles in ein geheimnisvolles Licht hüllte
Selbst die Falten und kahlen Stellen
Bargen Schönheit hinter diesem Schleier
Jenseits von allem Verständnis

Du warst so dunkel wie die samtene Nacht
Deine Berührungen so unbegreiflich
Dass ich mich auflöste
Bis ich keinen Namen mehr hatte
Und kein Gesicht
Und deine Hände spielten auf dem Hohlraum meines Körpers
(du hast nie behauptet dass es Liebe ist)
Bis die Saiten rissen
Und ich die Augen aufschlug

Im Spiegel saß eine ratlose Frau
Die sich mit leeren Händen
Die Augen zuhielt
Und glasklar sah wie der kleine durchschaubare Rest
Verzweifelt zu entkommen versuchte
Dieses glockenhelle Klingen des Abschieds
Von einem Blick der nichts mehr verloren hat
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Sonntag, 21. Dezember 2008

Ach, du machst mich müde

Die dunkle Haut des Papiers
(hörst du wie sie flüstern)
das Vorausgreifen
das Taumeln durch die Zeit
(du nennst es tanzen)

Nur die Vögel bewegen sich
In diesem gestillten Tag
Mit kraftlosem Flügelschlag
(dreh dich um und streich mir die Zeit vom Scheitel)
Hinter anderen Fenstern
Menschen die einander ihr Leben vorrechnen
Versicherungen abschließen
Mit einer furchtsamen Umarmung

Die Tapferkeit mit der sie behaupten
Dass es immer noch etwas gibt
Mit dem man die verlorene Zeit heimführen kann
Ein Glitzern auf der dunklen Haut
Wenn das Spiegelbild zerreißt
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Donnerstag, 18. Dezember 2008

Automatenfotos

Von den krummen Beinen der Sehnsucht
Und ihrem schiefen Blick
In den Tag hinaus getragen
Klimperndes Kleingeld in der Jackentasche
Wenn du mich nicht festhältst
Tue ich es selbst
Die Münzen schlagen dunkel auf
(du köpfst gerade dein Frühstücksei)
Ich seh an die Wand
Und da bist du
Ich werde die Augen nicht schließen
Du sollst ihn sehen
Meinen hungrigen Blick
Rot leuchtend
Zwischen den Ohren
In diesem Moment
Beginnt die Vergangenheit
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Dienstag, 16. Dezember 2008

Die Zeit ist noch nicht reif für Schnee

Die zitronengelbe Wasserpistole
Festgefroren auf dem Gartentisch
Die Zeit ist noch nicht reif für Schnee
Du am Küchentisch
Das Gesicht in den Händen
Wartest auf Almosen
Denkst an früher
Als wir die Stille gekapert haben
Sorgfältig vergrabene Schätze
Auf allen sechs Kontinenten
Bezwinger der sieben Weltmeere
In den Wellen lagen die verschwommenen Bewegungen der Sehnsucht

Und dann plötzlich
Kein Wellengang mehr
Nur unsere traurigen Gesichter
Auf der Wasseroberfläche
(das bin nicht ich)
und kein Fisch der Mitleid mit uns hatte
Auf einmal träumtest du von Bergen
Einem Haus festem Boden unter den Füßen
Das Wasser verwandelte sich in Wolken
Und ich legte die Wasserpistole auf den Tisch und vergaß sie
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Sonntag, 14. Dezember 2008

Vielleicht schreibe ich morgen ein optimistisches Gedicht

Dein frommes Vorhaben
Ein taubes Stolpern durch die Welt
Die Fäden an denen du hängst
Heillos verwirrt
Kein Puppenspieler
Bringt dich jemals wieder zum Tanzen
Dein vages Gesicht
Glatt wie die Lügen aus denen es gemacht ist
Die Bäckersfrau mit den zupackenden roten Händen
Belegt die Brote mit freundlichen Tränen
Und du trägst sie dankbar nach Hause
Schließt die Tür
Und versuchst verzweifelt sie herauszusaugen
Bis in die trockene Netzhaut deiner Augen
Die wie blinde Seher
Durch geschlossene Lider
Sogar im Mond nur die dunklen Flecken sehen
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Donnerstag, 11. Dezember 2008

Wind


„Es war etwas am Wind, das Gedanken freisetzte“ (Silke Scheuermann)

Wenn sich wieder alles an den Zufall hängt
Wie an die Lippen einer schönen Frau
Packe ich meine Siebensachen und geh
Auch unterwegs warte ich noch
Auf die Ankunft eines guten Wortes
Stecken und Stab für das Ausschreiten der Gedanken
Und all die Silben die über den Brunnenrand fallen
Während man stumm nach dem Wortschatz gräbt
Und stattdessen Erinnerungen findet
Mein erstes Auto war ein Käfer
Postwagengelb
Geflüstert wurde schon damals zu wenig
Und immer im falschen Moment
Die Räume hingen angedeutet am Lauf der Stunden
Und warteten vergebens auf Wind
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Dienstag, 9. Dezember 2008

Sieh nicht hin

Ich war der Mundschenk deiner Augen
Und du immer durstig
Die Worte die uns träge aus den Mundwinkeln liefen
Wirst du dich manchmal an mich erinnern
Oder an die Stiefmütterchen in unserer letzten Nacht
(sie haben es gewusst
lange vor uns haben sie es gewusst)

Eine Unordnung in meinen Gedanken
Die mich fortführt als wäre ich unendlich
Als gäbe es zu jedem Begriff etwas das er bezeichnet
Die Versehrten die uns auf der Straße entgegenkamen
Sieh nicht hin sagtest du
Aber ihr leerer Blick hatte mich schon getroffen
Und wir tranken Cognac
Und versuchten uns die Vergänglichkeit von den Lippen zu küssen
Wir wagten nicht nach Hause zu gehen

Die torkelnden Insekten
Das erlöschende Flügelschlagen
(sieh nicht hin hast du gesagt)
Und dein Händedruck
Dein warmer Händedruck
Der mich hätte ordnen können
Aber du hast mich zu früh losgelassen
Dein Händedruck ließ ein fahles Licht
Auf meine Gedanken fallen
Zittern wie Espenlaub während die Gedanken kreisen

In deinen Augen steht eine Erinnerung
An eine lächerliche Kreatur
Die zittert wie Espenlaub
(sieh nicht hin hast du gesagt)
Sogar die Zunge zittert
Und die Gedanken die sich wie Schmelz auf die Zähne legen
Deine Lippen die nur noch Worte gegen mich formen
(ich meine es doch gut)
Und ich kann nicht begreifen was zwischen uns getreten ist
Ein Zipfel vom Tod verschwindet um die Ecke
(sieh nicht hin hast du gesagt)

Du bist ein Rätsel
Ein offenes Rätsel sagst du und lachst
Deinen Blick aus der im Teppich versinkt
Aus dem Fenster fliegt
Und meine Augen die ihm hinterher hecheln
Noch einmal versinken
Und dann nicht wieder auftauchen
(Aber ich kann doch schwimmen)
Und letztendlich ist alles nur Einbildung
(Sieh nicht hin hast du gesagt)
Und ich stecke den Kopf in die Wolken
Mich zeichnet das Alter
Ich gehe noch aufrecht
Und wenn es regnet dann sind das meine Tränen
Und du sagst zu irgendwem sieh nicht hin
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