Dienstag, 17. Februar 2009

Nur Worte

Ihr kennt sie doch alle
Die Geschichte von einem der nicht an sein Glück glauben wollte
Und auszog das Fürchten zu lernen

Jeder kennt so einen
Der nach Bedeutung taucht
Nach Silben gräbt
Nach Worten fischt

Der sich anschickt und anstellt
Sich nicht aussteht
Der nie sprachlos ausgeht
Obwohl er nur die Stille sucht

Weil in der Stille die Flüsse bergauf fließen
Und die Einsamkeit jeden unter den Tisch trinkt
Gönnerhaft Zahlworte ausgibt
Um die Kümmernisse in eine Reihenfolge zu bringen
Die Sorgen zu nummerieren
Und pfeifend nach dem letzten Wort zu suchen

Die letzten Worte
Die kann man zählen
Die Begeisterung die durch die Luft fliegt
Die Geschichten vor den Geschichten
Und die danach
Die Nachgeschichten und Nachtschichten
Die Machs Gut Geschichten ohne Wiedersehen
Die verlegten Ansprachen
Die vertagten Blicke
Die verzögerten Antworten

Die Aufgaben die sich in den Weg stellen
Die Satzstellung über die man stolpert
Die Gruben die man sich selbst gräbt
Weil man man sagt und vergisst dass man selbst auch gemeint ist

Sich eine Meinung halten
Seinen Hut nehmen
Bis die Ahnung verblasst
Die Worte verdrehen
Bis den Augen das Tanzen vergeht
Das Überflüssige abgießen
Die Farben der Luft erkennen
Und schnell wieder vergessen

Die Vorschriften abschreiben
Das Kratzen der Kreide auf einer Tafel
Das halbseidene der Hoffnung
Das haarsträubende Verlangen
Die Tagblende
Das Augenlicht
Das Zusammenhängende
Der erzählbare Rest

Die umnachteten Schwüre
Die Unabwendbarkeit der Notwendigkeit
Das Ausgekochte hinter den Ohren
Geschrieben
Sind es nur Worte
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Montag, 16. Februar 2009

Blickwinkel

Nach vorne gucken
Oder geradeaus
Die Bewegungen festlegen
Warten bis der Tag dich erschlägt
Farben wie Mützen
Und einer der vorschlägt
Auf den Baum zu klettern
Vielleicht sieht von da oben alles anders aus
Klein und angenehm verschwommen
Siehst du den Teller mit dem Fischgerippe auf dem Tisch
Der Wind haut dir sein verständnisvolles Schweigen um die Ohren
Nur weil die Stunde schlägt
Steigst du wieder ab
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Samstag, 14. Februar 2009

Sein Blick

Sein Blick
Unnahbar wie das Leben
Er war einer von denen
Die das aushalten
Dass Lügner die ehrlichsten Menschen sind
Dass sich alles auflöst
Wie der Rauch seiner Zigarette
Sein Blick
In dem die Traurigkeit wohnt
Weil dahinter ein Kopf steckt
Der sie versteht
245mal gelesen

Freitag, 13. Februar 2009

...

„Die Bedeutung geht überaus nach“ (Leon Wert)

Das Spiel mit der Uhr
Mit der Zeit
Der Sand in der Sanduhr
Die Runden des Zeigers
Ihr fröhliches Hüpfen
Wie sie zärtlich über jede einzelne Zahl streichen
Unermüdlich und gleichbleibend leidenschaftlich
So gemessen erhält ein Leben klare Linien:
Stunde Minute Sekunde
Tag Jahr Anfang Ende
Und alles dazwischen chronologisch aufgezeichnet
Aber die Bedeutung geht überaus nach
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Mittwoch, 11. Februar 2009

Korrigieren

Die Schritte zählen
Die man zur Verfügung hat
Die Herzschläge
Und Atemzüge
Berechnen
Wann sie verbraucht sind

Von hinten leben
Und nur Gedichte lesen
Die vom Leben handeln
Und wie einfach alles sein könnte
Wenn wir die Worte vergessen
Und nur die Schafe zählen
Und die Möglichkeiten
Die wir ungenutzt verstreichen ließen

Ohne Bedauern
Weil es nur noch Zahlworte gibt
Und nichts zu verbessern
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Warten

Sie lässt die Stunden verstreichen
Ganze Tage lang sitzt sie so
und sieht der Zeit beim Vergehen zu.
Sie hat nichts, außer diesem Warten,
über das sie manchmal vergisst worauf.

Sich die Fragen aufsparen, alles aufsparen,
alles bis auf die Zeit, die vergeht.
Viel zu langsam. Viel zu schnell.
Es spielt keine Rolle.
Das Warten betrifft sie nicht.
Das Warten steht über der Zeit.
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Dienstag, 10. Februar 2009

Portrait

Wie du immer wieder deine Zunge überprüfst
Aus Angst die Erinnerung könnte etwas anhaben
Das ihr nicht steht
Flüchtig streifst du den Blick ab
Nur ein leiser Verdacht haftet noch an dir
Hinter deiner krausen Stirn
Wohnen wir
Seit Jahren unmöbliert
Immer auf dem Sprung
Und in bester Gesellschaft
Von Sinnen und Trachten
Und dem Zweifel
Der niemals die Tür schließt
Durch das Fenster in deinem Hinterkopf
Fließt vielstimmiges Schweigen
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Montag, 9. Februar 2009

Montag

Es gibt diese Tage
Da kommt ein Fisch geflogen
Und erklärt dir die ganze Welt
Da ist nichts mehr notwendig
Und alle Briefe die niemals geschrieben werden
Sind für dich
Die ausgekugelten Augen
Die durch die Nächte rollen
Die Lippen die noch nicht wissen
Dass ihre Berührung das Versprechen nicht einlösen kann
Die Verlassenheit in den Zügen
Die leeren Blicke in den Straßen
Du trittst aus der Tür
In eine verlorene Landschaft
Mit einer Haltung aus Kleingeld
Nach dem sich niemand bückt
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Sonntag, 8. Februar 2009

dunkeln

„Ringsum an den Wänden dunkelt die Zeit“ (Peter Kurzeck, „Kein Frühling")

oder siehst du was
irgend etwas
farben gerüche eine hand

nur worte und silben
die an dein ohr kriechen
flüssig und fest
schlangen ausnahmslos

ringsum an den wänden
dunkelt die zeit
deine dumme hand
greift hierhin
greift dorthin

als könnte sie noch irgend etwas aufhalten
begreifen
was du nicht siehst
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