Striche, harte Schnitte
Durch den blauen Himmel ziehen
Mit unseren rostigen Wagenrädern
Rot bemalt unsere Wangen
Hohl und hungrig die gierigen Münder
Glaubten wir dem zu entgehen, was allen vorherbestimmt ist.
Die tagblaue Einsicht
Holte uns ein.
Im Nil badeten die Schnabeltiere
Komm schenk mir noch einmal ein
Vorbei ist kein Wort gegen das man sich auflehnen kann
Und deine Augen kein Ort
Zum verweilen
Der Mundschenk
Weißt du noch, wie ich dir von ihm erzählte
Du wolltest nicht zuhören
Du suchtest Trost
In tauben Ohren und vergessenen Gesten
Ich nahm es dir nicht übel
Und ging allein
Auf die Suche nach
Einem Stoff, der uns überleben könnte.
Ich fand den Schnee
Sein Name war weiß.
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Zwischen der Zeit liegen
Als könnte das Erwachen dort beginnen
Die Zeitmesser im Genick
(denkst du)
Du bist der einzige der dich verfolgt
Damit es beginnt
Musst du das Ende finden
Zwischen der Zeit
Ein scheinloser Haufen Bedeutung
Liegt ausgeschlossen hinter dir
In deinen formlosen Händen
Wiegst du die Worte
Gehst der Bedeutung der Namen nach
Und das Zählen beginnt
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Wie die Toten miteinander reden
Die Hände in der Luft
Die Luft, die sich berühren lässt
Von diesen Händen
Weil sie es hinter sich gelassen haben
Dieses Leben, diese Welt
Ohne sich umzudrehen
Wie die Toten miteinander flüstern
Vom Leben und dass sich nichts wiederholt
Kein Wort je dem anderen gleicht
Der Schnee jeden Winter eine andere Farbe hat
Und deine Augen ein Abgrund
Von dem sich niemand wieder erholt
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Es war Sommer
Ich hatte das Warten noch nicht verlernt
(es ist vorgeschrieben sich zu erinnern
bis das Vergessen sich einstellt)
Ich fragte dich
wo der Regen geboren wird
Im Winter zur Welt kommen
Verwirrt von der Unsterblichkeit einer richtigen Frage
Die Zeit anhalten um anderswo
In ein grünes Automobil zu steigen
Nicht um anzukommen
Nicht um unterwegs zu sein
Nur um da zu sein
Irgendwo
In einem grünen Automobil
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Der Vollmond unter den nassen Sohlen
Die Schuhe (deine Schuhe) unter dem Tisch vergessen
Der Staub wie verwaschene alt gewordene Schneeflocken
Gealterter weiser Schnee
Der schweigt und verschwindet
(wie du)
Ich denke dich aus
Wir wachsen einander ans Herz
Wir wachsen uns über den Kopf
Und über uns hinaus
Der Schnee trägt goldene Schuhe
Ich trage Dir mein Erwachen nach
In den betagten Stunden
Immer wieder die Worte mit dem Sprecher verwechselt
(als wärst Du ein Gedicht)
Zwei die sich verstehen
Und denken das genügt
Es ist nicht das Erwachen das wir fürchten
Angst macht uns der Traum
Der uns einholen könnte
Der sich erfüllen will
Bevor wir ihn geträumt haben
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Der Tag hüllt sich in Nebel. Fast nichts kann man erkennen durch diese dunstige Wand. Augustnebel. Den halben Morgen habe ich so am Fenster gestanden, ohne zu wissen, ist es mein Atem, der die Scheiben beschlägt, oder der Nebel auf der anderen Seite des Fensters, der mich nichts erkennen lässt, und doch glaube ich immerzu eine Gestalt zu sehen, auf und ab marschierend in gemessenem Schritt und schwarzem Anzug. Wer sollte das denn sein?
So ein Tag ist ja von Anfang an verdorben, wenn er mit einer Frage beginnt.
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Das hört bis zu allerletzt nicht auf: dieses Warten auf etwas. Dieses Fragen wonach, bis man wenigstens für diesen Tag ein gutes Wort findet, einen Blick oder eine Berührung, die sagt: Es ist gut. Du kannst die Augen schließen, die Fenster öffnen, dem Nachtwind vertrauen.
Die Zeit braucht sich ganz von allein auf und das Denken geht immer nach. Was kümmert das den Nachtwind? Der geht darüber hinweg, streicht darüber hinweg und ist dabei so zärtlich, so voller Sehnsucht und Ahnung, dass es Dir weh tut, wenn er Dich berührt.
Jetzt musst Du die Augen schließen, soll doch niemand Deine Tränen sehen, auch nicht der Nachtwind, der sie trocknet. Ihr kennt das schon: Du und der Nachtwind.
Und endlich stellt es sich ein, das bittersüße Lächeln auf Deinem Gesicht, mit dem Du einschläfst.
Für heute ist es genug.
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Schweigend laufen wir dem Nachtwind hinterher
Der Nebel spielt mit unseren Händen
Das ist besser als einander zu berühren
Wenn schon alles in die Blicke gelegt worden ist
Und man nichts lieber als das Schweigen teilt
Weil die Stille für einen allein zu schwer wiegt
Und der trockene Morgen spricht stets in grau
Wenn die List der fadenscheinigen Begierde
Sich aufgebraucht hat
Weil zu viele Einsichten gekostet wurden
Das flatterhafte der Schritte stolpert
Über die vertrauten Zwischenräume
Und bringt die Enge zu Fall
Wir haben vergessen woran wir glauben
Aber wahr geworden ist es doch
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Das Festhalten
Wir zwei
So leer auf den Straßen
Die Zeit aus den Augen gestrichen
Als wäre nie eine Zukunft gewesen
Kein vorher danach
Nur Blicke und Hände
Und Mützen in die Luft geworfen
Wie überfällige Versprechen
Die stumm davonfliegen
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Ich rede nicht gerne über mich, ich denke nicht gern über mich nach, ich sehe mich nicht einmal gern im Spiegel an, die meiste Zeit vergesse ich mich. Das ist der Grund, warum ich Tagebuch schreibe. Ich glaube, ich werde mich eines Tages daran erinnern wollen, wie ich mich vergessen habe. Wie so ein Tag angefangen hat, an dem ich mich vergessen habe. Der Eröffnungszug, den niemand wahrnimmt. Es war diese Nacht. Diese Nacht, die nie wiederkehren wird. Diese Nacht mit ihrem Staunen und Geplänkel, ihren leeren Straßen und falschen Hoffnungen. Diese Nacht in der man alles glauben konnte. Eine Nacht mit Nachthimmel. Mit filmreifen Nachthimmel. Der Mond, der sich mit Wolken zudeckte. Es war kalt. Natürlich war es kalt. Wenigstens in der Erinnerung war es kalt. Und die Wolken vielzählig (überzählig) und unterwegs. So hat es angefangen. Ohne Eröffnungszug. Mit Mond und Wolken. Mehr Wolken als Mond.
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Wir müssen uns sammeln
Sagt man
Damit unsere Träume nicht über das Ufer treten
(sie kämen uns zu nah)
Die Wegbeschreibungen die wir den Bäumen geben
Um uns fremd zu fühlen
Wenigstens einen Moment
Das Zittern des Zeigers vergessen
Und das alles was wir erzählen
Die immer gleiche Geschichte
Von unserem Verschwinden ist
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