Donnerstag, 9. April 2009

Tanzen

Das Fräulein mit dem silbernen Bein
Nicht einmal der Regen fällt auf sie herein
Wo ist die Schönheit hin
Und wo die Jahre
Und wer dreht an dem Hahn der Bedeutung verleiht
Wenn die Chemie nicht stimmt
Und wir dennoch nicht zu Nashörnern werden
Ist das ein Gottesbeweis?
Vom Himmel fällt der Meister
Der Erkenntnis vor den zierlichen Schuh
Die Leichenschänder der Träume
Ein räudiger grauer Esel und du
Stehen unter dem Dach vor meinem Fenster
Wenn ich es öffne
Fängt das Fräulein zu tanzen an
196mal gelesen

Mittwoch, 8. April 2009

Russisches Brot

Heb mich auf
Und bewahr dir mein Lachen
Den ersten schuldvollen Blick
Und die Taten die daran haften
Dass es Dinge gibt die man nicht vergisst
Du aber hältst mich mit Worten
Als wären es Hände
Buchstabenfinger
Russisches Brot
Verlassen wir das Glück
Bevor es uns verlässt
Was man hinter sich hat
Steht nicht mehr im Weg
211mal gelesen

Dienstag, 7. April 2009

April

Notizzettel meine gelbe Jacke
Und auf der Lehne vom Stuhl ein Stück Papier
Brotkrümel und Honigflecken
Vor dem Fenster lauert der Tag und will rein
Auf der Straße die Kinder mit ihren Rädern
Klingeln und singen und fallen hin
Sind wir denn auch jemals so verletzlich gewesen
Und unser Leben so voll
Ohne fragwürdige Antworten
Dafür jedes Wort immer wieder ganz neu
Und von weitem ein Aprilgewitter
Aber am Horizont zieht schon ein Regenbogen auf
Und geht wie die Zeit
Darüber hinweg
211mal gelesen

Montag, 6. April 2009

Frühling oder was wir dafür halten

Auf einmal tragen die Frauen helle Kleider
Als könnte das Leben sich ändern
Und alles finge noch einmal an
Winterlicht beleuchtet die dunklen Flecken
Auf dass sie sich mehren
Seid fruchtbar und mehret euch
Und werft keinen Blick zurück ins Paradies
Das ist für immer verloren
Schon lange vor dem ersten Biss
Schon mit der Trennung des hellen vom dunklen
Mit dem Erkennen in einem fremden Gesicht
Der Trost von geteilten Begriffen
Und jetzt jeden Tag etwas länger das Licht
215mal gelesen

Sonntag, 5. April 2009

Die Wand

Weißt du noch wie wir vor dieser Wand gestanden haben
Die Träume hinter uns
Und vor uns ein ganzes Leben
Das Hundegebell in den buttergelben Wiesen
Am Himmel die Wolken wie Geröll
Und deine Augen ganz fest
Auf das Nichts gerichtet
Ich zog mich aus und griff nach deiner Hand
Dann überfiel uns beide diese Bestürzung
Weißt du noch wir standen vor dieser Wand
Als sollten wir niemals wieder nach links oder rechts sehen
Unsere Tage schon aufgereiht und abgezählt
Und kein einziger der perlte und glitzerte
Keiner in dem sich das Licht brach
Deine Hand lag so stumm in meiner
Und nicht einmal der Wind wusste Trost
Behalt meine Kleider sagte ich
Da war ich schon nicht mehr bei dir
Und trotzdem habe ich dich nicht vergessen
Dich nicht und nicht diese Wand
206mal gelesen

Samstag, 4. April 2009

Der Fisch und die Fee

Es war einmal ein Fisch
Der hatte drei Brüder
Die wurden Jäger und Postboten und Milchmänner
Sie wurden alles gleich mehrfach
Weil sie sich so befangen fühlten in ihrer Wirklichkeit

Der Fisch aber verkam in seinem Glas
Staub legte sich auf seine Augen
Und das Wasser ward trüb
So schaukelte der Fisch gedankenverloren durch niederträchtige Träume
Bis ihm eine Fee erschien die sagte
Küss mich und es erfüllen sich drei Wünsche
Was für Wünsche fragte der Fisch
Und die Fee antwortete
Wie seltsam ich kann dich verstehen
Dann küssten sie sich
Aber sie küssten sich drei mal
Und das war gegen die Bestimmung

So wuchs dem Milchmann ein Bart
Der war so lang dass sich jeden Mittag die Suppe darin verfing
Und seine Familie musste fortan hungern
Also sprach seine Frau
Mann du musst zu deinem Bruder gehen der kann dir den Bart erschießen
Und der Milchmann fraß Kreide damit seine Stimme heller klang
und begab sich zum Jäger

Bruder sagte er lieber Bruder
Hab Mitleid mein Bart treibt die Familie in den Ruin
Und weil er die Worte mit einer so feinen Stimme sprach
Putzte der Jäger sein Gewehr und schoss

Der Schuss aber segelte noch lange durch die Luft
Von Haus zu Haus und durch den Wald
Vorbei am idyllischen Reh und zu Hänsel und Gretel
Die liefen ihm nach
Schließlich konnte Hänsel den Schuss fangen
Gretel aber fragte den Postboten nach einem Brief
Ihr müsst mir helfen meinen Bruder den Fisch zu finden sprach er
Sonst ist es aus mit eurer Großmutter

Da küsste Hänsel die Gretel
Und er küsste sie dreimal
Weh mir schrie der Postbote
Und verwandelte sich in eine Brieftaube

Hänsel und Gretel
Und der Fisch und die Fee
Aber lebten in Frieden
Und teilten sich die Miete für ein Zweifamilienhaus
248mal gelesen

Freitag, 3. April 2009

Einheit

Sie liegen so windschief in der Luft
Diese Worte wie Sommer und Frühlingserwachen
Etwas über das man die Gedanken aufspannt
Jeder Gedanke ein Regentropfen oder ein funkelnder Stern
Hinter den gehörlosen Augen
Worte die Schatten spenden
Wie die alte Eiche
An der damals meine Schaukel hing
Damals als die Gedanken noch wortlos flogen
Als ich nur Körper war
Und ganz
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Nur einer

Nur einer der Fische ist golden
Ein Traum nur raubt ihr den Verstand
Ein Traum wie nie wieder erwachen
Ein Traum wie ein verschwundenes Land
Das niemand wagt zu betreten
Und so verharrt sie dort
Ganz allein

Nicht einmal Bäume und Götter zum Beten
Nur die Tage und ihr Einerlei
Und die Macht aus dem Vollen zu schöpfen
Und der Mund
Und sein stummer Schrei

In den Augen die Tiefen der Meere
Und kein Segel das hält
Was zwischen den Zeilen schwimmt
Hinter den Horizont aller Träume
Wenn sie erwacht sind und blind
Sind nur noch die Fische zu sehen

Nur einer der Fische ist golden
Und sein Gesang rein
Wie ein Kind
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Donnerstag, 2. April 2009

Das Nashorn und das Krokodil

Das Nashorn schätzte besonders die geraden Flächen
Dieser Taumel der Übersichtlichkeit
beglückte es stets schon von weitem
und über die Maße eines geglückten Gedichts

Dieses Nashorn schätzte die Krokodile
Es schlich sich in Träume
Es schlich sich ins Spiel
Es war stets freundlich
Und selten nur allein

Doch niemand sah ihm ähnlich
Und das sah es niemandem nach
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