Ich will im Dunklen gehen
Mit den verträumten Mützen
Immer am Fluss entlang
Das ist kein Weg den man beschreiben kann
Denn auch das Dunkel leuchtet zu hell
Wenn Sterne nach mir greifen
Verstecke ich den Mond vor meinem Blick
Damit die unsichtbaren Schatten mich begreifen
Und einer weiß wo ich jetzt bin
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Der Tag dreht sich noch einmal um
Du schließt die Augen
Erinnerst dich an das blaue Fahrrad und wie ich auf der Stange vorne saß
Der Wind blies die Vögel in die Wolken
Wir wussten von nichts
Später stand draußen einer mit der Sense
Und hörte wie das Grün so einfältig zischt
Der Sommer trieb die Mücken aus den Hüten
Und du sagtest
Komm gehen wir zum Bahnhof
Ich will mich nicht mehr an dich erinnern
Das war bevor wir uns das erste Mal sahen
Weißes Leinen und die Flügel voller Unschuld
Keine Träne für die Kissen
Wie der Mut dann die Seiten wechselte
Weiß ich nicht
Unsere Hände wurden menschlich
Die Abdrücke der Vogelfüße auf dem blauen Lack blieben noch lange
Und dieses Bild:
Du an den Türrahmen gelehnt
Das war am selben Tag
Wir glaubten noch daran das Unglück ruinieren zu können
Und aus den Trümmern steigt ein Lied
Das singt von uns
Wir schaukeln unsere müden Körper durch die Zeit
Irgendwer hat unseren Traum entzwei gerissen
(die Zeit, der Tag, ein falsches Wort?)
Doch manchmal konnten wir vergessen
Und träumten weiter
Jeder mit seiner Hälfte als wäre es einerlei
Ich weiß nicht mehr was eher ging
Der Glaube dass sich alles ändert
Oder das Vertrauen dass etwas von uns bleibt
Wir hefteten die Tage an die Wände
In den Nächten war dir jetzt oft heiß
Du stelltest dich nackt vor das geöffnete Fenster
Vor dir die taube Wand vom Haus gegenüber
Und hinter dir meine Blicke
Es war nicht nötig das Fenster so weit zu öffnen
Das Unglück saß schon längst bei uns zu Tisch
Wie alt sind wir jetzt
Du und ich
Und die Zeit zusammen
Da wächst kein Trost mehr aus unbeholfenen Schritten
Und dem was zwischen allem liegt zu vertrauen
Haben wir mühsam aber gründlich verlernt
Das Zermürbende der seltsam abgefassten Tage
Und keiner tanzt
Und keiner schließt den Ring
Ein Schulterschluss mit dem Schicksal
Die wirklich Unglücklichen verleugnen ihr Unglück stets
Warum setzen wir uns nicht einfach auf die andere Seite
Setzen uns einfach darüber hinweg
Gehen wohin wir nicht gehen müssen
Wo es uns vielleicht eine Zeit lang gefällt
Das ist als wollten wir den Mond hinter Kissen verstecken
Aber wer sagt dass das niemals gelingt
Wir sind zwei
Unsere Geschichte gibt es nur einmal
Sie füllt die Seiten und die leeren Jahre
Und doch gleicht sie in nichts dem Erzähler
Und das ist wahrscheinlich gut.
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Ich erinnere mich an die Größe seiner Gesten
Und den freundlichen Schimmer in seinem Haar
Er stand gerne an diesem Fenster
Ich habe ihn niemals gefragt was er sah
Ein Stück Zukunft und all die verstrickten Geschichten
In den Autos und Fenstern in den Schleifen im lockigen Kinderhaar
Und wie er sie mit seinen Augen aufhob von der Straße
Um den Punkt zu verlieren an dem alles beginnt
Das Auseinanderlaufen der Fäden, das Weben an den Nestern
Und der nicht nachlassende Gesang der Gespenster
(er hat sie beim Namen gerufen, er hat sie alle gekannt)
Er saß in den Gassen, bereiste die Welt
Er war alt von Geburt an und wurde nicht jünger
Die Sonne bewölkte sich wenn sie ihn sah
Er liebte die Traurigen
Mit Frost ging das Jahr
Wenn das schwindende Licht den Abend umhüllte
Spielte er auf seiner Mundharmonika
Ich saß an der Wand im gegenüberliegenden Zimmer
Und wenn er zu spielen aufhörte und das Fenster öffnete
Lief ich auf die Straße damit er mich sah
Ich fürchtete mich vor der Größe seiner Gesten
Und liebte den freundlichen Schimmer auf seinem Haar
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Du weißt ja nicht was du da tust sagte er
Es ist gar nicht so einfach seine Heimat zu verlieren
Sie lachte
Du bist doch einer aus diesen Lügengeschichten sagte sie
Einer der am Ende von den Hühnern gefressen wird
Einer nach dem kein Hahn kräht
Wie wenig du siehst sagte er
Mit deinen schönen Augen
Da legte sich Stille über ihre Gesichter
Und die Hexe bekam Mitleid
Sie gab ihnen Brot
Wenn sie klug sind schnitzen sie daraus ein Boot
Und verlassen die Richtung
Aber wer hungrig ist
Ist selten klug
Sie werden es essen und einander ansehen
Und wenn er sagt
Du weißt ja nicht was du tust
Sieht sie ihm lange in seine kleinen verglühten Matrosenaugen
Und antwortet: doch
Ich esse das Brot
Dann packt er das Meer ein
Und trägt sie nach Hause
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"This is a mirror
you are a written sentence"
Luis Camnitzer
221mal gelesen
Der sanfte Druck eurer Hände
Der mich wieder zurückholt
Den Blick von der Durchsichtigkeit der Wirklichkeit lenkt
Auf das was wirklich zählt
214mal gelesen
Wer hat diesen Glanz über meine Zunge gelegt
Diese Erwartung auf etwas das sich nie erfüllt
Ich wasche meine ohnmächtigen Augen im Regen
Ich weiß wie die Fische verdursten
(Oh Vater, nimm dieses Wissen von mir)
Und wie der Tag sich fortschreibt
In Züge, Steine, Wege
Dass kein Gras die Nacht besiegt
Die unermüdlich singt
Vom Wind und vom Vergessen
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„noch nicht und doch schon
dein los an jeder wende der zeit“ (Broch „Tod des Vergil“)
die spiegel der berge
(versiegeltes schweigen)
dem wort auf der spur
(leuchtende einsilbigkeit)
unsere sprechenden fährten
die dunkelheit des zimmers
(ein wiedererwachender schmerz)
die körper verhüllen
und auf den weg bringen
immer am fluss entlang
der schwebende zustand
zwischen gestern und morgen
(bewahren)
der punkt an dem sich alles sammelt
um für immer zu verschwinden
(erfüllung)
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Das Licht war immer etwas, woran er sich nicht gewöhnen konnte
Einer, der aus dem Traum gefallen war
Auf der Grenze balancierte
Ein kleiner Matrose vielleicht
Ein Seiltänzer, ein Bezwinger der Meere
Oder nur eine unbedeutende Eintagsfliege
Er verirrt sich im Wald und belebt dort die toten Winkel
Die Grenze zwischen den Wirklichkeiten
Und die Frage wer sie zieht
Untergehen und auftauchen
Er verwechselt die Räume
Er verirrt sich im Traum
In der Wahrheit zwischen den Zeilen
Vom Zufall zugeschüttet
Seine Begabung zu willfähriger Hingabe
Fügsam vor Verlegenheit
Er spielt Akkordeon
Ummantelt von sanften Stimmen
Den Chören der Schwermut, die im Traum aufspielen
Und der kleine Herr Paul tanzt
Ohne weiter nach dem Glück zu suchen
Die Postboten tragen ausgeschlafenes Haar unter ihrer Uniform
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Im Traum
(sie nennen es Schlaf, sieh nicht hin)
die Bewegung der Augenlider
die Entfernung eines Schlafenden Menschen zu mir, zum Tag
Diese besondere Art eine Reise zu machen
(sich treiben zu lassen)
der Reise zufallen
hingegeben der Zufälligkeit des Ortes, der Orte
und wieder diese Entfernung
(der eigentliche Grund)
die Verbindung geträumter und verlorener Punkte
die nicht verblassende Illusion
es könnte möglich sein, die Richtung zu ändern
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