Freitag, 5. Juni 2009

...

Der Mond dieser stirntote Geselle
Wie selbstzufriedenen
Er den Sehenden
Die Worte von den Lippen leckt
Und damit Fäden spinnt
Hinter den Spiegeln
Spinnennetze aus diesem
Nächtlichen Singsang
In denen sich das Schweigen
Manchmal verfängt
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Sonntag, 31. Mai 2009

Die Nähe der Sätze

„gibt es überhaupt, Milena, auf der Welt so viel Geduld, wie für mich nötig ist? Sag es mir Dienstag.“ (Kafka, Briefe an Milena)

Ich habe den Dienstag immer gemocht
Der Dienstag ist grün
Er ist einsam
Vielleicht träumt er manchmal von der Geduld
Er redet nicht
Er hat ein schlechtes Gewissen, oder ein gutes
Das bleibt sich gleich
Ein Gewissen hat er
Also macht er es sich nicht leicht

Der Dienstag ist eine Frau
Er schläft schlecht
Wenn er dennoch schläft,
quälen ihn einsichtige Träume
Ich werde mich an einem Dienstag in eine Frau verlieben
An einem Dienstag verliert sie die Geduld mit mir
Dann stellen wir unsere Sätze so nah nebeneinander,
dass kein Platz mehr ist zwischen ihnen
für uns.
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Dienstag, 5. Mai 2009

Gesänge IV


Die Verwechslung der Rausch die Geschwindigkeit
(der Schmerz der über allen Dingen liegt;
dieser unvergängliche Hauch des Vergehens;
der leise Gesang des gestern)
langsam, ganz langsam
Versinken in das Vergessen
Hinabtauchen in den vorbegrifflichen Sinn
Die Sonne im Rücken
(so blendet sie nicht)
Verblendung Vergebung Verheißung – Geschick
Der traumlos nüchterne Abstieg
Auf den letzten Grund
Die Verwandlung der Zeit in Musik
Einen Anker werfen
(befestigen)
Wie die Wolken das Unsichtbare verschleiern
Sich über die Sichtweisen legen
Über das Handlungsleitende
Überqueren der Rahmenhandlung
(Auflösung)
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Montag, 4. Mai 2009

Gesänge (II)

Das einleuchtende einer irrlichternden Erkenntnis
Sieh mich nicht an
Nimm die Augen von mir
Und steck sie in einen Schuh
Damit das Licht das Laufen lernt
Das was sichtbar ist
Ist nicht für uns bestimmt
Während meine Lippen noch singen
Webt dein Verstand ein blaues Kleid
Das Vorsätzliche eines Vorhabens
Legt sich über den Tag
Und die Fische verdursten
Was wir tun
Verkleiden wir mit Vorsilben
Nackt ist nur unsere Furcht
Und deine hartnäckige Weigerung
Glücklich zu werden
Das Beharren auf das was fehlt
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Sonntag, 3. Mai 2009

Die Allgegenwart des Novembernebels

„ich war ein Sprössling,
eine Form des Geredes“ (Ilse Aichinger)

man brachte mir das bei
man legte es mir auf
da waren die Ränder
dort war ich
dazwischen der Spiegel
und ihre Ziele
ich knospte
(im Frühling)
ich trieb aus
ich hatte das Zeug dazu
was rund ist, hat Ecken
(Gedanken aus Blei)
einmal versäumte ich mich zu schütteln
(der König verneigt sich)
der fahle Gesang nistet
in meinen Augen
(der Anfang der Form)
die Augenwischerei,
der Ausblick nach Gesten

wir gehen langsam
wir messen den Schritt
(Vater, Vater, warum hast du mich verlassen?)
Ich war ein Sprössling
Eine Form des Geredes

(in mir lag dieser Sinn)
den sie mir austrieben
so lange ich austrieb
aus ist ein Wort das sich einfügt
(einfängt)

man darf die Fragen nicht gern haben
wenn man nicht nach Antworten sucht
(eine Form des Geredes)
die Gehwegschäden und Mandarinenschalen
der entmutigte Blick über den Tellerrand
und alles was vorgeht
geht der Bedeutung überaus nach
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Samstag, 2. Mai 2009

Das Niederschweigen des Unerhörten

Er erzählte mir von dem Aufschluss der Ausgeschlossenen
Ich hatte es gern, wenn er mir etwas erzählte
Es musste nur bedeutungslos sein
Wir sammelten die überbelichteten Versuche
Wenn wir uns ansahen, schloss sich ein Kreis
In dem konnte man die Kälte messen
Wenn man an das Eis glaubte,
an Ewigkeit und bewusstloses Sein
An die Entsprechung der Widersprüche
Wir gönnten es uns
Wir gönnten es uns so sehr
Die hungrigen Münder voll gähnender Worte
(so füllt sich die Leere mit sich selbst)
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Freitag, 1. Mai 2009

Ohne Titel

Das Ächzen der männlichen Körper
(so ein stiller Versuch)
wir haben nie über Tränen geredet
(ihre merkwürdige Textur)
und der Weltraum ist leer
Löcher im Kleid des kreisrunden Denkens
(Alraunen)
Sie reißen dir die Kleider vom Leib
Entblättern dich
Oder bist du das selbst
Ein Bild und ein Spiegel
Gedanken und ein sehr ferner Ort
Die Frauen, die Männer
Die Surrealisten, die kopfüber in den Bäumen hängen
Und du weißt nicht wohin
Weil sich die Richtung nie ändert
Und keiner dich mitnimmt
Nennt man das Stillstand
Oder Entblößung
(Verlust von Sinn)
das Ächzen der menschlichen Körper
die leeren Worte
die der Morgen zu uns spricht
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Donnerstag, 30. April 2009

Vom Verdursten

Der Tag, der Traum, die umwölkten Gedanken.
Umwege, Abwege
Das einsichtige umsichtig angesetzt
Die Leichentücher auf den Betten
Die blaue Vase in deiner Hand
Der Schritt zum Wasser
Zum Fenster
Die Spatzen, die aus den Nestern fallen
Der Kuckuck, der sie holt
Geschwätz, Gesang, Ouvertüren,
die verwelkten Blumen in deiner Hand.

Kleine Aster
Dieses Gedicht hinter den Lidern
Der Lastwagenfahrer
Die kleine Aster
Du mit den erloschenen Blumen
Auf deinem ausgeleuchteten Weg
Sie haben eine Neigung
Die wir nicht länger teilen

Die Vase, die Blumen, die Tür
Ein wandernder Blick
Die Amsel, die Einsamkeit
Ein Ball, der springt
Ein Herz, das hüpft
Das ist nicht für uns, sagst du
Und schließt die Fenster

Das erste Blatt segelt zu Boden
Du weißt was das bedeutet
Die Vase zu unseren Füßen
(du hast sie abgestellt, um das Fenster zu schließen)
Wir werfen unsere Blicke hinein
Sollen unsere Augen ertrinken
Ich stehe auf einem Bein
Vier Blumen in deiner Hand
Sie werden vertrocknen
So nah von der Rettung entfernt

Und was machst du wenn jetzt das Telefon läutet
Oder ein alter vergessener Apfel aus dem Schrank fällt,
um auf sich aufmerksam zu machen?

Wenn das zweite Blatt fällt
Werde ich das Fenster öffnen
Die Gedanken, die dann noch da sind,
sind frei
Und alles was bleibt
Bleibt unausgesprochen
Und eins und eins
Viel mehr und viel weniger
Als zwei.
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Joseph Roth an Stefan Zweig

"Das Krepieren dauert länger als das Leben."
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