Die Gesichter in Farbe gelegt
Das ist verschleiert
(der Preis.
Der Preis und unsere mangelnde Zahlungsmoral)
Wie kann man das lösen
Die Lösung heißt:
Verstand.
Verstand ist Vergangenheit.
Gewesen.
Die Aufgabe heißt:
Verstehen.
Stillstand.
Die Bewegung ist Sprache.
Das Zutreffen.
Zurück bleibt eine Spur.
Ähnlich wie Narben.
Wetterfühlig.
Die Sprache schwimmt
An Land.
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Karl Rossmann erfuhr von seinen bösen Absichten
(das Privileg der Unerfahrenen)
die ihn von der auferlegten Gnade trennten
Er erfuhr von diesen Absichten am siebten Mai.
Die Verwunderung der betriebsfernen Gestalten
Weil sich die Wahrheit immer wieder in Widersprüche verstrickt
Verbergen, verbürgen, verbiegen
Wie nahe das beieinander liegt
Karl Rossmann hört selbst mit Verwunderung auf seine verschnupfte Stimme
Das sind die Momente in denen seine Mutter an ihn denkt
Aber der Vater hilft ihr darüber hinweg
Karl Rossmann fragt sich
Wie kann man dieser mildtätigen Luft gegenübertreten
er fragt sich
wovor fürchtest du dich
dann blickt er aus dem Fenster
er fühlt sich sicher
beim Theater brauchen sie nicht nur Schauspieler
und so lange niemand ihn meint
kann ihn das Glück nicht verlassen
Träume wachsen
Wenn man sie mit der Wirklichkeit füttert
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Der kleine flaumige Kopf
Der den Vögeln nachsieht
Ihnen pfeift und seine eigenen Flügel
In diesem Pfeifen erkennt
Die Mahlzeiten zu Hause
Um den großen dunklen Tisch
Der Vater am Kopfende
Die Hände auf dem Tisch
Neben dem Teller
Aber die Augen unterwegs
Und die Kälte in den Knochen
Die sich im Laufe der Jahre
Immer tiefer einnisten sollte
War schon damals zu spüren
Auf den Handrücken
In den Fingerspitzen
Die unsicher das Glas hielten
Die Augen der Mutter
Du bist so ungeschickt
Sicher wirst du wieder etwas verschütten
Und in seinen Augen schon die Erkenntnis
Das Wissen, dass es genau darum geht
Etwas zu verschütten
Über die Ränder zu treten
Und überzuschäumen mit diesem Blick
Der alles blühen lassen kann
Der den Steinen Namen gibt
Farben in die Einöde mischt
Und jeden Schritt der nie gegangen wird
Genau beschreibt
(erst verschwiegener Schmerz
wird zu Verzweiflung)
mit dieser wilden Genauigkeit
Dieselben Augen seit wie vielen Jahren
Die Jahrzehnte die den Blick nicht beruhigen
Vielleicht ist es die Kälte
Die sich so früh schon eingenistet hat
Die Suppe die sich im Bart des Großvaters verfing
Und der Blick der versteht
Dass nur der Wind einen Willen hat
Der sich erfüllt
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„vielleicht gibt es nur die Lebenden und die Toten, und alle Lebenden verdienen einander und sind einander ebenbürtig.“ (Miranda July – Zehn Wahrheiten)
Sie sprachen mich an.
Sie hielten es für ein Versehen.
So wie jemand dir das Leben von den Lippen küsst, aus Versehen.
Sie blieben.
Von gehen war niemals die Rede.
Sie hätten auch nicht gewusst wohin.
Sie waren laut und schnell.
Ich war kalt und geduldig.
Die Propheten warfen ihr Licht.
Später als sie ihr Werk vollendet hatten
Und endlich Stille war in meinem blassen Gesicht
Konntest du wieder mit mir sprechen
Mag sein dass auch die Toten ihren Stolz verlieren, sagtest du
Sagtest zu wem?
Den Blick verborgen in den trächtigen Wolken
Wenn wir die Zeit entblößen könnten
Ohne uns daran zu verletzen
Sterben vor Langeweile
Während man sich unentwegt dasselbe Leben ausmalt
Und alle Farben sind grau.
Es gibt welche denen gefällt das.
Die füllen damit die Leere und wickeln sich ein mit den Kanten
Die sie für Kurven erklären
Die tröstlichen Namen
In Einweckgläser sortieren
Und das Gewissen polieren
Es gibt nichts zu verlieren
Wir sind einander ebenbürtig
Wir sprachen uns an
Aus Versehen
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Ein Verstehen senkt sich auf Deine schattenhaften Glieder
Das Leben verstummt
Beim Versuch die Wolken zu binden
Die Spuren wachsen
du bleibst stehen
Fragst nach der Richtung
Schreitest bedächtig voran
Auf dem Weg des Verschwindens
Die gelben Zähne und das Zahnfleischbluten
Die Gedanken immer an der falschen Stelle aufgezäumt
Nur zum Trotz liest du Gedichte
In denen die Namen um Ewigkeit kämpfen
Wir richten uns ein in der Sprache
Ein Eimer Ein Koffer Ein Stuhl
Das sind die Kennzeichen
Die Zusammenhänge
Der Mond der nicht aufgeht
Ohne die Sonne zu blenden
Kein Schritt ohne Spur
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Zwei Menschen auf einem Bild.
Ihre Blicke. Ihr Schweigen.
Es ist Sommer. Die Erde ist flach.
Ein Mann. Eine Frau.
Was man sieht, sind Farben.
Umrisse. Gegenstände.
Was man verliert bei der Betrachtung,
Ist dieses Gespür
Für die Grenzen, zwischen dem
Was sich festhalten lässt
Und dem Punkt an dem alles feststeht
Auf den alles hinausläuft.
Die Bäume. Die Berge.
Der klare See.
Der Unterschied zwischen den Gefäßen
Und dem was sie fassen.
Die vergilbenden Ränder
Waren früher schneeweiß.
Kleine Zacken wie Berggipfel,
Damit man sich nicht schneidet
An der glatten Oberfläche.
Scharf gestochen und unleugbar
Dieser Moment einer Wahrheit
Der vergeht und wieder aufsteht
Sobald ihn jemand betrachtet
Und mit Erinnerung füllt
Die Öffnung der Blende.
Die Konstanz der Schatten.
Und wie die Zeit nicht vergeht
Bevor sich endgültig Müdigkeit wie ein Schleier
Auf die Oberfläche legt.
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Ich schmecke den Fall
Das langsame Hinuntergleiten
Eines sich beugenden Atems
Das Flüstern der blinden Flecken
Die unwiederbringlichen Reisen
Risse im Gestrüpp
Eines verhaltenden Nachmittags
Begraben
Das schweigsame Gelächter
Je unechter der Schmerz
Umso geräuschvoller führt er sich auf
Die Tage verschwimmen
Mit ihnen die diesbezüglichen Möglichkeiten
Erfolgreichen Scheiterns
Ich schmecke den Fall
Das langsame Hinuntergleiten
Der Jahre
Das Schrumpfen der Räume
Auf einen Punkt
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Hinter den Bergen
Stolpert der Verstand
Und du greifst nach dem Löschpapier
Weil es immer mehr nimmt als notwendig ist
Die Schwalben
Du brichst das Brot für die Schwalben
Einfach nur weil sie da sind
Nackt und schutzlos
Wie die Wahrheit
Die ihre langen Finger
Durch die Sprachgitter steckt
Und ich komme wieder zu spät
Mit meinem sagenhaft schlechten Gewissen
Das jeden Postboten in den Hintern beißt
Um jedes Klischee zu bedienen
Wie einen verspäteten Gast
Der als einziger nicht nach Hause gehen will
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