Samstag, 29. August 2009

Vom Briefe schreiben

Sie erwachte zögerlich
Sie war eine Frau mit der
Gewissheit des Alters bestückt
Beladen mit diesem vergänglichen Gedankengut
Sie hatte nichts zu sagen
Manche hielten das für Poesie
Sie rauchte die Worte
Und schluckte den Glauben
Bevor sie das Haus verließ
Schrieb sie einen Brief
Dieses Mal gehe ich für immer
Schrieb sie
Und blieb
Eines Tages
Dachte sie
Werde ich keinen Brief schreiben
407mal gelesen

Freitag, 28. August 2009

...

"Ich horte Bücher. Sie sind Menschen, die nicht fortgehen."
(Anne Sexton)
330mal gelesen

Mittwoch, 26. August 2009

Methode

"Alles was ich über die Methode weiß ist dies, daß ich manchmal, wenn ich nicht arbeite, denke, ich wüßte etwas, aber wenn ich arbeite, ist es ganz klar, daß ich nichts weiß." (John Cage)
311mal gelesen

Montag, 24. August 2009

Nachdem ich ein Gedicht von John Cage gelesen habe

Poesie gliedert die Zeit
In unterschiedlich vergängliche Teile der Stille
Nicht um etwas festzuhalten sind wir hier
Nicht um die Leere des Papiers zu unterbrechen
ohne etwas zu sagen
Von der ungewissen Zukunft
Der vorauseilenden Vergangenheit
Oder von diesem Stück Zeit
Das wir ausfüllen könnten
Statt es zu beschreiben
Die Beschränkung akzeptieren
Diese Struktur der Ohnmacht
Macht frei (wie ein Fisch der plötzlich
Begreift wie wunderbar es ist zu schwimmen)
Die Einteilung in möglich
Und unmöglich
Stille und Ton
Einheit und Vielfalt
Das was man sieht
Und das was man begreift wenn man loslässt
Die meisten Ideen bestehen aus Reden
Aber erst wenn wir schweigen wird etwas wahr
Was sich nicht länger verbergen kann
Hinter Worten und Bildern und spiegelnden Oberflächen
Die Struktur der Leere
Ist ein feines Gebilde
Das woraus Träume gemacht sind
434mal gelesen

Sonntag, 23. August 2009

...

"Uns ist es überlassen, Gedichte zu schreiben, denn das ist die Beschäftigung von Unreifen, Unaktiven, Sensiblen und Melancholikern, die von Arbeiten, die die Welt nach vorne treiben, weit entfernt sind."

(Bora Cosic)
388mal gelesen

Mittwoch, 19. August 2009

Schwarz

Schwarz steht der Raum am Tisch
Auf dem Tisch drei Orangen
Ohne Leuchtkraft
Hinter dem Fenster schießt die Zeit auf die Nichtsahnenden
Die Tanne vor meinem Fenster trägt jetzt Zapfen
Es ist August
Ich lege meine Schulden zu deiner Angst
Mal sehen was das Leben da aus brütet
Brünette Kleider vielleicht
Oder Trillerpfeifenohren
Ich sammle Türgriffe
Hast du das gewusst?
Nebeneinander gelegt ergeben sie
Eine nahezu perfekte Fläche
Der Namenlosigkeit
Das ist es wonach ich suche
Die närrischen Versuche am Leben zu bleiben
Das sich abspielt ganz ohne uns

Komm wir lassen uns erschießen
Von der sonntäglichen Zeit
Eines neondämmernden Herbsttages
Wenn ich meinen Kindern erkläre
Warum ich nicht länger ich bin
Ich bin das Ende der Märchen
Aber auch ihr Anfang
Ich bin:
Es war einmal
1090mal gelesen

Montag, 17. August 2009

Wellen

Ich habe dir geschrieben von dem Schiff
Und wie es auf den Wellen tanzt
Wie ich den Tanz sehr genau betrachte
Weil ich längst ertrunken bin
Meine Augen schwimmen auf der glänzenden Oberfläche
Auf den wolkenlosen Wellen
Und ich sehe endlich alles sehr deutlich
Sehr ruhig

Das ist das Spiel, nicht wahr?
Sie auf die andere Seite zu ziehen
Auf diese Seite wo heilige Orangen
Auf dem Tisch liegen
Und du nur denen trauen kannst
Die mit dem Fluss reden

Die Kinder auf dem Weg zur Heilsarmee
Hat jemand von euch das Jesuskind gesehen?
Und sie sagen aber er ist längst erwachsen
Er fährt zur See
Er predigt den Schiffen den Untergang

Hol mir die Sterne vom Himmel
Die Heiligen Drei Könige sind auf dem Weg zu mir
Was soll ich ihnen auftischen
Die leeren Netze der Nacht?
Maultrommeln und Stopfgarn?

Jesus Windeln liegen im Schrank
Er hat sie nie gebraucht
Er ist aus der Krippe gesprungen
Und hat sich um die Fische gekümmert
Bleibt stumm und vermehrt euch
Hat er gesagt
Und lasst euch nicht einfangen
Von den hungrigen Augen der Ungläubigen
358mal gelesen

Samstag, 15. August 2009

Vom Nutzen der Tränen

Ich stelle mir immer diese Stimme vor, sagte sie
Diese sehr tiefe, sehr bauchige Stimme
Und dazu der perfekte flache Wurf über ein stehendes Gewässer
Wie der Stein immer weiterhüpft

Aber wenn ich dann warte
Vor den Stufen vor unserem Haus, oder hinter der Brücke
Kommt immer dieser oder jener,
Der mir erzählt, dass es Amseln auch in Mexiko gibt
Und zuviel Frohsinn der Gesundheit schadet

Meine Decke kennt alle vier Jahreszeiten
Und die Geräusche,
die die Augen in den fallenden Blättern hinterlassen
Aber keinen, der mit mir den Blick durch die bunt bemalten Scheiben bricht
317mal gelesen

Joseph Brodsky

"Blaue Augen unterscheiden den Besitzer
vom Besitz, das heißt: die Zeit vom Leben -
einprägen wollen sie sich, sie wollen wissen.
So prägt der Adler der Münze sich ein -
statt zu schweben."
280mal gelesen

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