Ich mag die Langsamkeit
Mit der sich das Bewusstsein ausbreitet
Dass alles seine Zeit hat und findet
Zweihundert Jahre um zu schreiben
Und noch einmal so viele um auf die Erfüllung
Des grantigen Traums zu warten
(Du hast dich schwindelig geredet
Um mein Schweigen zu verstehen)
Kein Vater und keine Eingeweide
Das Leben in der Einbildung
Gehalten von diesem unhaltbaren Glauben
An den Himmel
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Dann kam dieser absonderliche Moment
In dem ich erkannte
Dass du die Hexe bist
Die mit ihren langen weißen Fingern
Nach mir greift
das brachte die Geschichte zum Einstürzen
das warf mich beinahe aus dem Märchen heraus
du aber sagtest
schau in den Spiegel
und wenn du mehr siehst
als Buchstaben
sei dir sicher
das ist nur ein Traum
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Fünf Jahre denke ich
Wenn man versucht sich das vorzustellen
Als Wasser als Leben
Sieht man grün
Keiner sagt etwas
Keiner fragt
Woher kommt das Licht
Und warum versinkt alles in Schweigen
Sobald man spricht
Die Fragwürdigkeit der Farben
Im Moment des Ertrinkens
Geben sie dir keinen Namen
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Gelb das Zimmer
Gelb die Mütze
Soll keiner sagen dass Farben keine Rolle spielen
(in diesem geruchslosen Gedicht, das sich
an die Augen des Lesers klammert
ohne Vergleich und Metapher)
ein kleiner gelber Zettel
mit ausgestrichenen Worten
(so macht man Erinnerungen haltbar)
Auch die Farben haben Erinnerungen
Die man nicht sieht
Der merkwürdige Zusammenfall von
Farblosigkeit und Erinnern
Ein Missverständnis
Und die Frage wie es in das gelbe Zimmer gelangen konnte
Die Art wie es sich dort ausbreitet
Alles unbewohnbar macht
Wie einen Traum
Bis sie den Stift in die Hand nimmt
Und Räume schafft
Im Gelb
Aber auch im Blau
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Du kommst aus dem Bad
Und empfängst diesen Augenblick der Ereigniszeit
Ich gehöre nicht zu denen die am Fenster stehen
Und warten bis es kippt
In der Hand ein Glas Wasser
Und vor Augen die beständig wachsende
Nase der Wirklichkeit
Stammbäume, Jahresrückblicke
Ein in die Jahre gekommener Gegenstand
Und seine Auflösung
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Ich nehme mir für das Neue Jahr vor, die Freundschaft mit mir selbst zu vertiefen und niemals aufzuhören, zu schreiben.
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Es ist ein Hunger in der Welt
Durch nichts zu stillen
Der Wind reißt Fetzen aus den Ästen
Und spuckt sie wenig später wieder aus
Du suchst nach einem Ort für diese Art zu reden
(Verwelken muss man wohl auch hinterm Mond)
da hängen die Geschichten in der Luft
die weißen Lügen unter den Lidern
die Zufälle die sich wie ein Schicksal verkleiden
das Vergessen das nie restlos gelingt
Wenn du ihren Namen aussprichst
Wirft sie ihre Schatten
Sie tut es lächelnd
Meine Spinnenfinger weben ein Netz um deine Gedanken
(Gott will, dass wir einsam sind)
nicht um uns zu erlösen
schickte er seinen Stellvertreter
nur um uns zu zeigen
wie makellos wir sind
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Auf der Suche nach etwas
Das nicht zerreißt
Fädle ich Erinnerungen auf
An einer Perlenschnur
Bunt glitzernd funkelnd
Wie alles was glänzt
Es spielt keine Rolle dass
Es nicht meine Erinnerungen sind
Meine Erinnerungen buddeln
Sich aus den Träumen
Stehen triumphierend im Schweiß meiner Angst
Und brüsten sich
Ich bin wahr. Ich glänze nicht
Aber meine Stumpfheit ist echt
Und genauso bedeutungslos wie diese Kreuzung
An der du dich niemals entscheiden kannst
Welche Richtung du wählen sollst
Und dann wachst du auf
Einen Haufen Zeit vor dir
Den du nicht erkennen kannst
Vor lauter Vergangenheit
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Die Frage ist ja nicht, ob Romeo hinlänglich Schach spielen konnte. Die Frage ist, ob jemand, der seine eigene Geschichte nicht rückwärts lesen kann, trotzdem so etwas sein kann, wie ein Held.
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In jener Nacht bewachten uns die Toten
Die Hoffnungen begruben etwas Stilles
Namenloses
Das nach den verworfenen Worten angelt
Die fortwährend den Ernst
Der Lage betrachten
Ein Leben umnachten
Damit es sich neigt vor der Gewalt des Dunklen
Und dann Buchstaben dagegen setzen
Kleine einfältige Worte die voll
Abwegiger Hoffnung Fragen nach
Güte und Mut in den Raum stellen
In dieses wachsame Schweigen
Kehren die Worte zurück
Die wir einst in den Horizont schreiben
Wie die Toten behüten sie unser Glück
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